· Von Christopher Gogolin
Wie schmeckt Mate Tee?
Ein Liebesbrief von Chris
Wie schmeckt mir Mate?
Was mich geschmacklich immer am Mate-Trinken begeistert hat, ist dieses Raue, Kernige, Unverblümte und Pure. Yerba Mate, eigentlich eine Art Unkraut, ist sehr herb, bitter, sowie ziemlich kräftig. Zuerst nicht wirklich etwas für den grazilen Gaumen, sondern eher ein Überfall auf die feinen deutschen Geschmacksknospen. Mate Geschmack ist besonders.
Hier geht es zum → Youtube Video.
Immer leckerer mit der Zeit
Ich habe während meines Auslandssemester gute zwei Monate gebraucht, bevor ich mich wirklich an den neuen Geschmack gewöhnt hatte und diesen auch lieben lernte. Schmeckt man genau rein, ist Yerba Mate genauso wie Argentinien selbst – weit, geräumig, pur, unberührt – man spürt beim Trinken die Weite Patagoniens sowie die langen Fahrten auf den manchmal nur mit Schotter präparierten Straßen der Pampa.
Wonach schmeckt Mate Tee wirklich?
Mate ist – lang (im Geschmack), anregend und wild – genauso wie die Nächte in Buenos Aires. Man kann sich in dieser Stadt verlieren, sich treiben und die Momente passieren lassen. Wenn man Mate trinkt, bekommt Zeit eine andere Bedeutung. Sie steht still, während sie doch behutsam an einem vorbeifließt.
Selten konnte ich so gut nachdenken, wie mit einer Thermoskanne voll heißem Wasser und einem Pott Mate mit frischer Yerba neben mir. Das wiederkehrende Eingießen des Wassers und ziehen am „Strohhalm“ hat fast schon eine therapeutische Wirkung.
Genauso wie beim Grillen gilt bei den Argentiniern auch bei Mate: nicht kleckern, sondern klotzen. Mate wird in Menge getrunken. Mindestens 20 Gramm Kraut verwenden die Argentinier pro Portion, zumindest dann, wenn sie allein trinken. Viel kleinere Mate-Becher gibt es eigentlich nicht.
Mate ist nicht nur ein Getränk, Mate trinken ist Kultur.
„In Menge getrunken“ bedeutet in Argentinien auch, dass man Mate gerne mit Freunden, in der Familie und großen Runden trinkt. Das Mate-Trinken wird umso besser, je mehr Leute dabei sind. Es ist etwas sehr Geselliges und Kulturelles. Dabei gibt es dann auch gewisse unausgesprochene Regeln, wie zum Beispiel eine feste Person, die sich immer wieder ums Nachgießen des Wassers kümmert und den Pott dann in der Runde verteilt.
Mate ist allgegenwärtig und immer präsent. Manchmal bekommt man nur einen kleinen Schluck, ist gerade auf dem Sprung und nippt nochmal kurz oder zelebriert das Matetrinken so wie wir das gemeinsame Kaffeetrinken (oft dann mit salzigen Crackern gepaart).
Mate bringt Menschen zusammen und vereinigt die unterschiedlichsten Schichten des Landes. Jeder Teil der Gesellschaft konsumiert ihn und jede/r Argentinier/in kann mindestens eine Geschichte erzählen wieso Mate schon mal sein/ihr Leben gerettet hat. In Argentinien kann man nicht ohne Mate aufwachsen. Mate Tee schmeckt nach Geselligkeit.
Zum Ende meiner Zeit dort besaß ich dann selbst zwei Mate-Becher, kaufte mehrere Bombillas (= Metall-Strohhalme) auf den Märkten und schaffte es sogar meine argentinische Mitbewohnerin Gretel zu überreden, mir ihren Holz-Mate-Becher mit der für mich perfekten Trinkgröße zu überlassen (Danke an dieser Stelle nochmal). Diesen habe ich immer noch und er bleibt einfach mein Lieblingsbecher, allein schon wegen all der Erinnerungen.
Mate – nicht unbedingt eine Liebe auf den ersten Blick, dafür aber für immer.